Ich finde es immer wieder faszinierend, welche Zufälle mein Leben so für mich bereit hält. Da sind manchmal Dinge dabei, die mir sehr profan erscheinen, aber im weiteren Verlauf meiner Existenz doch sehr bedeutsam werden – so zum Beispiel der Moment, als ich auf einem gut gefüllten Tanzball den einzigen Goten weit und breit ausmachte und mit ihm einen Wodka Martini trank. Ich war gerade aus München zurück gekehrt, hatte versucht mich von einem außerordentlichen Desaster (entschuldige Tallica 🙂 ) zu erholen und war das erste Mal als Grafikerin offiziell in Erscheinung getreten. An diesem Abend sollte ich auf einem Ball erscheinen für dessen Werbung ich grafisch in Form von Flyern, Postern und Eintrittskarten gesorgt hatte. Ich befürchtete schon, dass der Abend eine mittlere Katastrophe für mich bedeuten würde, da ich meinen Tanzkurs in der siebten Klasse nach der Hälfte abgebrochen hatte, der Altersdurchschnitt weit unter dem meinigen lag – die Kids waren alle um die 16 und ich hatte die 20 bereits überschritten – und auch die Abendgarderobe nicht so ganz mein Fall war. Normalerweise pimpte ich meine Kleidung noch mit einem Halsband (nein, ich rede nicht von einer Kette) oder Netzstrümpfen oder beidem auf. Aber an diesem Abend kam ich dem Wunsch meines Auftraggebers nach und erschien in einem eleganten Cocktailkleid. Zu deutsch: Ich fühlte mich völlig fehl am Platz und sah mich schon mich selbst im Whiskey ertrinken und dann betrunken die Treppen auf die Bühne raufwanken. Das erste Glas hatte bereits seinen Weg in meinen Magen gefunden, als ich diesen einen Menschen sah und direkt als meinesgleichen erkannte. Da stand doch tatsächlich ein Gote. Ich ließ mich ihm durch einen Bekannten meines Auftraggebers, den ich von einigen Lans und DVD-Abenden her kannte, vorstellen. Wir retteten uns den Abend mit einem weiteren Glas Whiskey und einem Wodka Martini. Nachdem ich ihm meine ICQ-Nummer auf eine Serviette geschrieben hatte, beendete ich den Abend mit meinen Begleitern und fuhr nach Hause. Mittlerweile ist dieser Gote – auch Canis Lupus genannt – mein bester Freund. Und ich bin unglaublich froh darüber.
Oder ein anderes Beispiel. Ich habe im Zuge meiner Selbstständigkeit Flyer drucken lassen, die meine Mutter u.A. auf ihrer Arbeitsstelle ausgelegt hatte. Ein paar Tage später fand ich auf meiner Fotoseite (die auf dem Flyer vermerkt ist) einen Kommentar von einer Frau, die ich auch schon einige Jahre kenne. Allerdings haben wir uns vor einiger Zeit aus den Augen verloren. Wir fanden uns wieder auf Grund eines einzelnen simplen Flyers.
Das neueste Beispiel betrifft eine alte Forencommunity in der ich vor etlichen Jahren angemeldet war. Wir hatten mächtig Spaß miteinander und verbrachten einige Nächte vor dem Rechner, in denen meine Mutter in regelmäßigen Abständen mein Zimmer stürmte und darum bat, ich solle doch bitte etwas leiser lachen. Ich erinnere mich noch heute an die Pflaumen vor Selphies Fenster.
Vor einigen Tagen bekam ich dann eine Freundschaftseinladung via Facebook. Ich dachte nicht viel darüber nach und nahm sie an, da ich aktuell auf Anfragen warte (ich spiele mal wieder Facebookspiele). Vor wenigen Studen saß ich dann eine neue Nachricht in meinem Posteingang. Sie war von der jungen Frau, die mir die Anfrage geschickt hatte. Und siehe da, es handelte sich um Shila, die ich damals im Forum kennen gelernt hatte.
Die Welt ist ein Dorf und manchmal verändern kleine Zufälle unser Leben 🙂
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