Heute Morgen, als ich vor lauter Kopfschmerzen und Migränemedikamenten nicht mehr klar denken konnte, krabbelte Shiho über mich hinweg, kuschelte sich in meine Armbeuge und versuchte mich mit leisem, konstantem Schnurren zu beruhigen. Ich dachte darüber nach, dass Shiho und Sherry mittlerweile seit Mai bei uns sind und dass die Zeit wirklich wie im Flug verging. Beide haben sich hervorragend ihre Plätze zwischen Shalimar und Sirius gesucht und können sich behaupten. Der jeweilige Charakter hat sich auch ganz wunderbar entwickelt.
Warum also widme ich diesen Beitrag nur Shiho und nicht meinen beiden Neuzugängen? Hm. Das liegt vielleicht darin begründet, dass Shiho ursprünglich gar nicht hätte zu uns kommen sollen. Zu Beginn wollten wir nur einen Zwerg haben. Dass wir nun aber doch zwei aufnahmen, haben wir u.A. dem Zufall und der Unzuverlässigkeit von Shihos ehemaligem potentiellen Besitzer zu verdanken.
Während sich die anderen drei – ganz besonders aber Shalimar – wie selbstverständlich ihren Platz in meinem Herzen freigeräumt haben, musste Shiho vom ersten Moment darum kämpfen. Sie war, genau wie Sherry, ein Würmchen, kaum so groß wie meine Hand. Mit ihren gerade mal fünf Wochen war sie unsäglich tapsig und unbeholfen. Sie versuchte sich von Anfang an zu behaupten und sich vor allem gegen Sirius zur Wehr zu setzen.
Sirius – ganz Kater und Macho – war es nicht so ganz geheuer. Da waren diese zwei kleinen Dinger, die in einem seltsam hohen Ton quietschten und die sich immer dann bewegten, wenn man es gar nicht erwartete. Sie rochen fremd, sie rochen hilflos und aus irgendeinem Grund durften die im Bett liegen. Immer dann, wenn er sich zu uns gesellen wollte, waren da diese Zwerge. Und dann wurden die auch noch mit einer Spritze und Milch gefüttert. Er verstand die Welt nicht mehr. Diese kleinen Dinger mussten doch irgendwann verschwinden.
Als alles nichts half, versuchte er die Flucht nach vorn. Knurren, Fauchen, Tatzen. Sherry ließ sich davon ziemlich einschüchtern, jammerte gotterbärmlich und versuchte sich hinter mir zu verstecken. Shiho allerdings schaute sich das Gebaren genau zweimal an, dann ging sie zur Verteidigung über. Sie tatzte zurück. Das endete allerdings damit, dass sie das Gleichgewicht verlor und sich der Länge nach hinlegte. Es reichte dennoch aus um dem Kater eins auszuwischen. Völlig verschreckt ob der neuen Situation flüchtete er sich auf den nächsten Schrank und beobachtete alles von oben. Shalimar hatte an den Kleinen – vor allem jedoch an Shiho – einen ziemlichen Narren gefressen. Die Zwerge konnte man putzen und schubsen. Mit denen konnte man kuscheln und sie vor dem bösen Sirius in Schutz nehmen.
Alles in allem dauerte es etwa eine Woche, bis der Kater begriff, dass die Kleinen ihm nichts Böses wollten. Allen voran Shiho, die ihn immer wieder zum Spielen aufforderte und versuchte ihrer Tapsigkeit Frau zu werden. Mit ihrer Art erschlich sie sich so langsam aber sicher eine bedingungslose Liebe, die mittlerweile dazu führt, dass ich es mir nicht mehr vorstellen kann, warum wir sie ursprünglich gar nicht hatten haben wollen.
Shiho Miyano ist mit ihrem kleinen, runden Gesicht einfach zu drollig. Sie hat eine vergleichsweise kurze Nase, was ihr ein sehr kindliches Aussehen verleiht. Sie ist sehr schlank und hat Shalimar mit ihrer Körpergröße und ihrem Gewicht schon beinahe überholt. Ihre Augen sind von einem warmen Gelb und wenn man nicht aufpasst, kann es passieren, dass sie einen in ihre Welt des Spielens und Tobens entführt. Dann hat man plötzlich einen Zwerg an seinem Arm hängen, der hingebungsvoll an einem Daumen kaut und völlig fasziniert davon ist, dass sich der Daumen bewegt.
Wenn morgens die Tür zum Schlafzimmer aufgeht, kommt Sherry, gefolgt von Shiho, hereingestürmt. Nachdem Sherry mich ausgiebig begrüßt hat, fängt sie an mit den beiden Großen zu toben. Das bedeutet für Shiho dann erstmal Kuscheln bis der Arzt kommt. Sie versucht gern in mich reinzukriechen, in der Hoffnung, dass da noch mehr Streicheleinheiten kommen.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich sie beobachte, während sie schläft. Dann erwidert sie irgendwann meinen Blick, steht auf um sich eine Krauleinheit abzuholen und flüchtet dann entweder zu Sherry oder Shalimar um mit einer von beiden zu kuscheln.
Mittlerweile ist die Vertrautheit zu Sirius soweit gewachsen, dass er ihnen alles erlaubt. Sie dürfen auf ihm herumklettern, ihn jagen, an seinem Schwanz hängen, ihm in die Ohren beißen oder auch ihm das Futter klauen. Er lässt es mit einer fast schon stoischen Ruhe über sich ergehen.
Shalimar hingegen erzieht die beiden Zwerge zu standfesten Katzendamen, die sich nichts gefallen lassen. Und dennoch: Keine einzige meiner Katzen beißt oder kratzt. Ich bin sehr stolz darauf, dass alle vier nicht fremdeln und es genießen, wenn Besuch da ist.
Schön das deine Katzen so friedlich miteinander auskommen,bei unseren ist das manchmal nicht der Fall,da rennen die wie verrückt geworden rund ums Haus und beissen und kratzen sich.
Ja, das stimmt allerdings. Spielen und toben ist bei meinen vieren auch angesagt, aber im Großen und Ganzen sind sie ein Herz und eine Seele und da bin ich wirklich sehr froh drum.