Heute möchte ich dir ein Buch vorstellen, das mich schon seit frühester Kindheit begleitet. 2011 fand es dann endlich den Weg in mein heimisches Bücherregal, nachdem ich es viele Jahre immer nur bei meiner Mutter anschmachtete. Ich rede hier von Luise Haarer – Kochen und Backen nach Grundrezepten.
Schon vor etlichen Jahren begleitete dieses Buch viele Schülerinnen durch ihre Schulzeit und durch ihren Hauswirtschaftsunterricht. Auch meine Mutter, die Ende der 60er eingeschult und Mitte der 70er dann die Realschule besuchte, nennt dieses Buch ihr eigen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass sie Rezepte bis zum Abwinken sammelte, ja sogar ganze Ordner anlegte. Aber dennoch griff sie beim Backen jedes Mal zu diesem Buch.
Warum eigentlich?
Als ich alt genug war, versuchte ich dieser Faszination auf den Grund zu gehen. Ich stibizte mir das Buch aus dem Regal, verkrümelte mich in mein Zimmer und begann zu schmökern. Doch alles, was ich sah, waren Flecke, handschriftliche Ergänzungen, Tabellen, Berechnungen und die altbackenen Erklärungen zu Eiweiß und Kartoffeln. Alles in allem nicht sehr spannend. Und dennoch: Kaum stand Weihnachten vor der Tür ging der erste Gang meiner Mutter zum Regal, sie griff nach Luise Haarer, verzog sich in die Küche und begann zu backen.
Natürlich hatte ich in meiner Kindheit und Jugend so manche Stunde mit meiner Mutter in der Küche verbracht und ihr beim backen geholfen – ok, gesauigelt trifft es vielleicht mehr. Es war für mich immer das Highlight meiner Mutter beim Backen zu helfen, seien es Engelsaugen, Ausstecher, Mandelsplitter oder auch Haferflockenbrötchen. Am Liebsten war es mir am Ende die Schüssel auszukratzen und hibbelig vor dem Backofen zu sitzen.
Dem Buch hatte ich lange keine Beachtung mehr geschenkt, war es doch sowieso das Heiligtum meiner Mutter. Doch als ich auszog und meinen eigenen Haushalt gründete, war ich schnell am Ende meiner eigenen Rezeptliste angekommen. Ich konnte schon bald keine Thunfischsauce oder Hackfleischsauce mehr sehen. Meine geliebten Nudelaufläufe hingen mir zum Hals raus und ich sehnte mich nach Rouladen mit Spätzle, nach Braten aus dem Römertopf, sogar nach so simplen Dingen wie einem Hefezopf.
Was macht die Tochter, wenn sie kein Internet zur Verfügung hat? Genau, sie ruft die Mama an. Kaum hatte ich mein Anliegen ausformuliert, hörte ich sie blättern. Ich musste schmunzeln. Sie bestätigte meine Vermutung, dass sie Frau Haarer zu Rate zog. Ich schlich lange um dieses Buch herum.
Als 2011 Herr Sidney dann einige Kochwünsche äußerte und Chefkoch und Konsorten keine wirklich aufschlussreichen Ergebnisse lieferte, bestellte ich kurzerhand das Buch. Nachdem es in den Briefkasten geflattert kam, beschäftigte ich mich lang und breit damit. Und jetzt verstehe ich endlich, warum so viele Hobbyköche und Hausfrauen/-männer auf dieses Buch nicht mehr verzichten möchten, wenn sie es einmal besitzen.
Nun kommen wir zur
Leseecke #5: Luise Haarer – Kochen und Backen nach Grundrezepten
Luise Haarer beschreibt in ihrem Buch sehr anschaulich und in Lehrermanier, worauf man beim Kochen und Backen achten soll. Vor jeder Rezeptkategorie wird auf die spezifischen Eigenheiten der Zutaten und dem Zusammenspiel selbiger eingegangen. Es gibt bei einigen Rezepten noch ein paar geschichtliche Erzählungen zur Entwicklung und Herkunft der Speisen. Bereits im Einband wird auf Gewichtsangaben und Maßeinheiten hingewiesen. Wieviel war noch gleich ein TL? Dann gehts auch schon los. Die Inhaltsangabe ist klar strukturiert und lässt keine Wünsche offen. Im weiteren Verlauf geht sie auf Allgemeines zur Ernährung, auf die Thematiken Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate, etc. ein. Dann folgen einige Grundbegriffe und Techniken die immer wieder im Buch anwendung finden und die man beherrschen sollte.
Eine Rezeptkategorie ist wie folgt unterteilt (Beispiel Suppen):
- ein kleiner Text über Suppen, wofür sie verwendet werden, wie sie aufgewertet werden können usw.
- tabellarische Übersicht über die in der Kategorie erklärten Rezepte
- Grundlegende Hauptzutaten
- Erklärungen zu den Hauptzutaten
- die ersten kleineren Rezepte wie z.B. Fleischbrühe
- nun folgen Einlagen und Geschmackszutaten wie z.B. Teigwaren und Kartoffeln, bzw. verschiedene Kräuter und Gewürze
- Wie bei jeder Kategorie wird nun ein kleines Regelwerk für die Zubereitung von Suppen aufgelistet. Dieses ist mit blauer Schrift hervorgehoben.
- Rezepte:- blauer Kasten mit Angaben für die Grundmenge
– unterschiedliche Rezepte, die zur Grundmenge passen
Jedes Rezept wird Schritt für Schritt erklärt. Sollte eine Erklärung bereits irgendwo stehen, folgt ein Verweis zur Seite. Anhand der Grundmengen und -rezepte lernt man sehr schnell, worauf es beim Kochen und Backen ankommt, auf welche Zutaten man verzichten und welche man hinzufügen kann. Die Zusammenhänge sind gut erklärt, wodurch sich auch Rezepte erschließen, die man aus irgendwelchen Foren oder Rezeptbüchern zusammengesammelt hat.
Am Ende des Buches werden Menüs vorgestellt, die man nun anhand der erlernten Grundrezepte ganz einfach selbst zubereiten kann.
Auch wenn das Buch primär die deutsche Hausmannskost darstellt – gut, es verirren sich auch Rezepte für österreichische, schweizer und italienische Speisen hinein – ist es ein hervorragendes Nachschlagewerk.
Meine eigene Ausgabe (34. Auflage seit 1968) hat mittlerweile auch schon einige handschriftliche Einträge. Denn es gibt immer wieder etwas, was man an den eigenen Geschmack anpasst oder an andere Eiergrößen oder an die Backofeneigenschaften oder, oder, oder. Und sie hat auch schon ein paar Flecken. Das Buch ist viel und oft in Gebrauch und ich möchte es wirklich nicht mehr missen.
Wenn du Interesse an diesem wirklich wunderbaren Kochbuch hast, kannst du ganz einfach auf das Bild klicken und es dir bei Amazon bestellen 🙂
Hast du auch ein Kochbuch, dass du nicht mehr missen möchtest? Oder besitzt du etwa selbst sogar Frau Haarer in deinem Sammelsurium? Erzähl mir doch ein Bisschen was über deine Erfahrungen und hinterlass mir einen Kommentar, ich freu mich!
Hey Sidney!
Danke für deinen ausführlichen Bericht. Privat backe und koche ich auch sehr gerne, deswegen fand ich ihn echt hilfreich.
Im Internet findet man ja heutzutage sehr viel – deswegen ist da meistens auch sehr viel Mist dabei.
Ein Kochbuch über Grundlagen ist daher immer gut, weil man die Rezepte nach Belieben abwandeln kann… Nach dem Klick auf den Amazon-Link war ich direkt noch mal positiv überrascht. 12,80€ für ein gutes Kochbuch? An dem Preis ist wirklich nichts auszusetzen! Für moderne Kochbücher zahlt man schliesslich locker das Doppelte.
Vielen Danke noch mal, ich denke auch darüber nach, mir das Buch in nächster Zeit zu bestellen. 🙂
Liebe Grüße!
Hallo Miri,
Das freut mich sehr, dass dir der Artikel weiterhilft. In meinen Bücherregalen stapeln sich die Rezeptbücher und hin und wieder sind da auch wirklich tolle Sachen dabei, aber mein erster Griff ist irgendwie immer zu Frau Haarer. Und sie hat mich bislang nie im Stich gelassen.
Vielleicht wird sie ja auch für dich ein steter Begleiter 🙂
Liebe Grüße