In wenigen Stunden ist es soweit und “Die Tribute von Panem – Mockingjay Part 2” läuft in den deutschen Kinos an. Ich freue mich seit einem Jahr wie ein Prinz darauf und kann es kaum erwarten, mit Mister X abends erst essen und dann ins Kino zu gehen. Unsere Tickets liegen bereits seit dem 1.11. bei uns im Regal und warten darauf eingelöst zu werden.
Ursprünglich wollte mir mein Ex ja zu meinem Geburtstag dieses Jahr die Brosche aus dem Merchandise-Fundus schenken. Soweit ich informiert bin, liegt diese Brosche nun aber bei seiner Neuen. Was ich davon halte oder auch nicht, hat hier nichts verloren. Darum gehts auch gleich anderweitig weiter. Da er mein Ex ist, befindet sich diese Brosche natürlich nicht in meinem Schmuck-/Fan-Sortiment.
Für den neuen Teil im Kino musste nun dringend die Brosche her. Ich war aber nicht bereit 20€ oder mehr dafür auszugeben, dass irgendwelche eitrigen, chinesischen Kinderhände in Timbuktu diese herstellten. Ich durchforstete also mein Bastelsortiment und stieß auf meine Box mit Fimo.
Fimo ist eine Art Knete, die entweder an der Luft oder im Ofen aushärtet. Da ich relativ viel Bearbeitungszeit brauchte, kam lufttrocknendes Fimo nicht in Frage. Stattdessen entschied ich mich für Ofenhärtendes. Falls du nun auch Interesse daran hast, die Brosche nachzubasteln, geb ich dir hier einen Abriss, der Materialien und Werkzeuge, die ich verwendet habe, sowie einige Stichpunkte, worauf du achten solltest.
[How to] Mockingjay
Du brauchst:
- Fimo (ofenhärtendes)
- 2-3 Zahnstocher
- Cutter/Skalpell
- Nadel
- große Vorlage
- kleine Vorlagen (Outlines) – Durchmesser vom Kreis: 3,5cm
- Backofen
- Dremel mit verschiedenen Aufsätzen
- Embossingstift/-stempelkissen
- Embossingpulver in gold
- Anstecknadel
- Klebstoff
- Spiegelfliese
- 2 Eisstiele
Ich habe für meine Vorlagen das halbe Internet auf den Kopf gestellt und mich schlussendlich für zwei Grafiken entschieden. Die eine ist eine simple Vektorgrafik, die ich auf meine gewünschte Größe verkleinerte und ausschnitt, sowie eine große, sehr detaillierte Grafik, die ich als Vorlage und Orientierung nutzte. Ich druckte mir die Vektorgrafik drei mal in meiner Wunschgröße aus. Aus dem ersten Druck schnitt ich nur den Kreis aus, aus dem zweiten den vollständigen Vogel. Den Dritten nutzte ich um Details auszuschneiden.
Als Arbeitsunterlage nahm ich eine Spiegelfliese. Beim Schweden hab ich damals einen Dreier- oder Viererpack gekauft. Da der Mockingjay auf sehr kleiner Fläche gebastelt wird, eignet sich die Fliese ganz toll um die einzelnen Teile zuzuschneiden.
Wichtig: Nach jedem Schritt muss das Fimo in den Ofen um auszuhärten, damit die weitere Verarbeitung die Brosche oder die Details verformt!
Ich startete mit dem Kneten des Fimos. Anfänglich ist Fimo immer sehr bröckelig. Aber durch die Wärme der Hände und durch die Bewegung wird die Knetmasse geschmeidig. Dann legte ich ein Stück Fimo zwischen die beiden Eisstiele und wälzte es mit dem Ende meines Skalpells platt. Dafür eignet sich alles, was aus Metall, Glas oder Silikon ist. Kunststoff funktioniert nicht, ebensowenig dünne Aludosen. Dieses Material wird zu schnell handwarm, wodurch das Fimo festklebt. Die Eisstiele nutze ich, weil sie die perfekte Höhe haben. Im Anschluss legte ich den ausgeschnittenen Kreis auf meine Fimoplatte und schnitt drumherum. Ich legte den Fimokreis in eine alte Auflaufform und achtete darauf, dass der Kreis auch wirklich wie ein Kreis ausschaute. Dann heizte ich den Ofen auf 110°C vor. Bei Ober- und Unterhitze ging der Kreis für 15 Minuten in den Ofen. Währenddessen schnitt ich den Vogel zu. Auch hierfür nutzte ich wieder eine Fimoplatte, die so dick wie ein Eisstiel war.
Nachdem ich den Kreis aus dem Ofen holte, musste er auskühlen. Ich platzierte den Vogel darauf und klebte ihn leicht an. Dabei benutzte ich den Bastelkleber von Uhu in der gelbpinknen Tube. Dieser trocknet transparent und hält bei Erhitzen bombenfest. Der Vogel mit Kreis geht nun ebenfalls für 15 Minuten in den Ofen. In der Zeit schnitt ich die Flügel nochmal aus sehr dünnem Fimo zu und begann die Federn herauszuarbeiten. Dafür verwendete ich den Cutter bzw. das Skalpell und einen Zahnsocher. Wichtig ist hierbei wirklich mit Fingerspitzengefühl zu arbeiten.
Sobald der Vogel und der Kreis ebenfalls ausgekühlt sind, klebte ich die erste Schicht der Flügel an. Diesmal ging das ganze Teil für 5 Minuten in den Ofen. So arbeitete ich mich vor, bis Flügel und Schwanzfedern fertig waren. Dann arbeitete ich den Körper heraus. Hier durfte der Vogel wieder für 15 Minuten in den Ofen, da der Körper dicker war, als die einzelnen Flügelschichten.Während der Vogel im Ofen sitzt, schnitt ich aus einem der Zahnstocher den Pfeil zu. Dabei schnitt ich mir auch ganz dezent in den Finger. Ich bereitete die Pfeilspitze aus Fimo zu, ebenso die Federn des Pfeils.
Während der Vogel auskühlt, werden die Pfeilfedern mit Klebstoff am Pfeil befestigt. Ebenso die Pfeilspitze. Der gesamte Pfeil wandert für 5 Minuten in den Ofen und wird nach dem Auskühlen mit drei Klebepunkten auf dem Vogel fixiert. Danach wird der Kopf mitsamt dem Oberteil vom Schnabel geformt. Auch dieser wird wieder festgeklebt und der ganze Vogel kommt für 30 Minuten bei 130°C in den Ofen.
130°C ist die Höchsttemperatur, die man zum Aushärten von Fimo verwenden soll. Damit das Fimo vollständig durchhärtet, habe ich die Brosche zum Schluss die volle Zeitspanne in den Ofen gesteckt.
Nach dem Auskühlen musste dann der Dremel herhalten. Ich korrigierte mit unterschiedlichen Aufsätzen die Schnittkanten und Unsauberkeiten. Danach wurde die Oberfläche begradigt und von etwaigen Fingerabdrücken befreit.
Im weiteren Verlauf heizte ich den Ofen auf 220°C vor. Diese Temperatur ist wichtig für das Embossingpulver. Ich habe lange überlegt, womit ich die den Vogel kolorieren sollte. Ursprünglich wollte ich Airbrush oder Lack nehmen. Am Liebsten wäre mir Autolack gewesen, da er langlebiger ist. Eine Dose altgoldenere Autolack kostet allerdings zwischen 8 und 10€. Das war mir definitiv zu teuer. Dann überlegte ich, ob ich nicht ganz altmodisch zu Pinsel und Modellbaufarben greifen sollte. Aber auch hier: Zu teuer. Ich überlegte und überlegte, aber wirklich zufrieden war ich nicht. außerdem lief mir so langsam aber sicher die Zeit davon.
Dann fiel mir ein, dass ich noch Blattgold und Embossingpulver hatte. Auch die Verarbeitung von Blattgold verwarf ich wieder. Dazu ist der Mockingjay viel zu filligran. Blieb nur noch Embossingpulver.
Embossingpulver benutzt man vor allem im Bereich Stamping. Man stempelt oder zeichnet mit einem farblosen Träger ein Motiv auf ein Blatt Papier. Im Anschluss streut man das Pulver darüber. Überschüssiges Pulver wird abgeklopft und das Stück Papier wird erhitzt. Dabei schmilzt das Embossingpulver und hinterlässt eine erhabene Linie.
Ich hatte aus meiner Stempelzeit noch zweierlei Embossingpulver übrig, ein gröberes und ein feines – mit dem treffenden Namen Sternenstaub. Von damals wusste ich noch, dass das gröbere eine miese Verarbeitung hatte. Also fiel mir die Entscheidung leicht.
Insgesamt verwendete ich drei Schichten. Dabei bemalte ich das Werkstück erst mit dem Embossingstift, stäubte es dann ein, klopfte das überschüssige Pulver ab und legte das Werkstück auf Backpapier für 1 1/2 Minuten in den Ofen. Dabei schmilzt das Pulver und läuft schön in die Vertiefungen.
Sobald das Werkstück ausgekühlt war, habe ich es nochmal mit dem Dremel behandelt. Dadurch verliert es seinen übermäßigen Goldglanz und wirkt realer, echter, benutzter.
Ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist. Alles in allem hat mich der Mockingjay rund 9 Stunden Arbeit gekostet. Aber ich finde, er war jede Minute wert. Nun bin ich mal gespannt, wie er sich morgen an meiner Jacke macht.
Achtung: Fimo wird beim erneuten Erhitzen immer etwas weich. Dadurch kann man noch etwas nachformen. Man sollte aber darauf achten, dass man das Werkstück nicht ausversehen verformt oder irgendwelche Kerben reinmacht. Sobald dann die letzte Schicht Embossingpulver drauf ist, härtet das Material fast vollständig aus.
Hast du auch schon mit Fimo gearbeitet? Was sind deine bevorzugten Bastelmaterialien?
Wow, die Brosche ist Dir wirklich gelungen!!! Und das man Embossingpulver auch auf diese Art noch nutzen kann… Ich muss da mal einiges ausprobieren, ich seh schon!
Liebe Grüße
Babs
Wow, eine wirklich tolle Brosche!! *-* Ich selbst bastele nicht sooo wirklich viel und wenn dann mit Leder… ^^ Hab aber Fimo-Arbeiten schon auf diversen Blogs gesehen und finde sie uper! 🙂
LG