Mister X und ich saßen die Tage beieinander und ich mokierte, was mir momentan in unserer Beziehung fehlt, da er ja die meiste Zeit nicht hier sein kann. Er meinte, er würde das ins “Beschwerdebuch” eintragen. Auf meine Frage hin, ob er denn soetwas besäße, verneinte er. Wir witzelten ein wenig herum und er erklärte mir, dass ein “Beschwerdebuch” ein kleines, rotes Büchlein sei, in das er dann auflisten würde, worüber sich Menschen bei ihm beschweren.
Nun ist es so, dass ich hin und wieder so einen Gag etwas auf die Spitze treiben muss. Ich hab mir überlegt, dass ich aus diesem “Beschwerdebüchlein” ja etwas ganz Besonderes machen könnte. Quasi ein Gag mit einer schönen Note. Gesagt getan. Und weil ich diesmal ganz viele Fotos geschossen habe, folgt hier für dich eine kleine Anleitung, wie du aus wenigen und in fast jedem Haushalt vorhandenen Mitteln selbst ein Buch binden kannst.
How to Buch binden
Bitte sieh dir diese Anleitung am PC oder Tablet an. Das Smartphone ist für eine fehlerfreie Ansicht leider nicht geeignet. Außerdem solltest du dir die Anleitung bis zum Ende durchlesen, da viele Bilder auch selbsterklärend sind bzw. meine Fachwortwahl unterstützend erklären.
Du brauchst:
- Papier
- Foldbackklammern
- Cutter
- Metalllineal
- Bleistift
- Schneideunterlage (Schneidematte, Brett, etc)
- Faden
- Nadel
Im weiteren Verlauf werden dann noch folgende Dinge benötigt:
- Buchbinderleim (Alternativ Holzleim oder Weißleim!)
- Buchbinderleinen (Alternativ dünne Baumwollwebware, Gaze, dünner Mull)
- Lesebändchen
- Graupappe
- Einschlagpapier (in meinem Fall Kunstleder)
- Vorsatzpapier
- (Buchecken)
Schritt 1 – Das Papier
Bevor du mit dem Drumherum anfangen kannst, starten wir mit dem Papier. Hierbei ist es wichtig, dass du dir im Vorfeld Gedanken darüber machst, wie groß dein fertiges Buch im geschlossenen Zustand sein soll. In meinem Beispiel habe ich mich am Format A6 orientiert. Das macht den weiteren Verlauf nämlich um ein Vielfaches einfacher.
Je nachdem, ob du karierte, punktkarierte, linierte oder blanke Seiten hast, gehst du weiter vor. Ich habe punktkarierte Seiten gewählt und habe deswegen mehrere Bögen A4-Papier randlos in punktkariert bedruckt (von beiden Seiten).
Dann werden die Seiten halbiert. Damit ich nicht eine störende Falz an der Schnittlinie habe, habe ich jeweils nur den Anfang und das Ende der zukünftigen Schnittkante mit einem kleinen Falz markiert. Anschließend habe ich das Papier mit dem Cutter und einem Lineal aus Metall halbiert. Nun hast du einen Stapel mit Papier im A5-Format. Damit wir die Seiten später vernünftig binden können, werden diese nun nochmal in der Mitte gefaltet, sodass wir im gefalteten Zustand ein A6-Format haben.
Immer vier Blätter ergeben einen Verbund. Mit dem Lineal messe ich von der Außenkante entlang der Falz und markiere mit dem Bleistift die Maße 2, 4, 11 und 13cm. Achte darauf, dass du das bei jedem Viererverbund aus derselben Richtung machst, denn die Verbunde sind nicht exakt 15cm lang, sondern minimal länger. Du kannst auch mehr Blätter für einen Verbund nehmen, aber mehr als sechs sollten es nicht sein, sonst wird der Buchblock später zu uneben.
Es ist wichtig, dass du eine gerade Anzahl an Markierungen hast, damit du beim Binden später auch wirklich wieder auf der Rückseite deines Verbunds rauskommst. Es sollten allerdings nicht zu viele Löcher sein, denn gerade bei kleinen Büchern perforierst du quasi deine Seiten und durch häufigen Gebrauch reißen sie schneller aus.
Achte darauf, dass die vier Blätter exakt aufeinander liegen. Du kannst sie dafür auch wieder auseinanderfalten. Das vereinfacht das ein wenig. Mit den Foldbackklammern hältst du die Blätter in Position, wenn du mit der Nadel an den Markierungen den Falz durchstichst. Nachdem du alle Verbunde durchstochen hast, kannst du nun das Garn einfädeln. Ich habe normales Nähmaschinengarn aus Polyester genommen. Idealerweise eignet sich aber gewachstes Garn besser.
Achte darauf, dass dein Garn lang genug ist, denn wir arbeiten vom Anfang bis zum Ende mit demselben.
Achtung: Es gibt verschiedene Arten Bücher zu binden. Hierbei kommt es darauf an, welche Art des Einbandes du später verwenden möchtest und wie dick dein Buch werden soll. Da mein Büchlein für das How to Buch binden nur etwa 96 Seiten hat, bietet sich die nachfolgende Bindeart an.
Schritt 2 – Die Bindung
Damit meine Bindung stabiler ist, habe ich das Garn zweifach eingefädelt. An der Seite, an der sich die Schlaufe befindet, habe ich einen Knoten gemacht. Dabei sollte der Überstand etwa 5cm lang sein. Dann wird das Garn von außen (die Seite, die später den Buchrücken bildet) durch das erste Loch gezogen – soweit, bis der Knoten stoppt. Von innen (die Seite, die später das geöffnete Buch darstellt) ziehst du das Garn durch das zweite Loch. Im Anschluss wieder von außen durch das dritte und von innen durch das vierte. Die Reihenfolge der Löcher bei den ungeraden Verbunden (1, 3, 5, etc.) ist 1 – 2 – 3 – 4. Der Faden wird nicht abgeschnitten. Du arbeitest vom ersten und letzten Verbund mit demselben Faden weiter.
Nun legst du den zweiten Verbund bündig auf den ersten. Fixiere sie mit Foldbackklammern. Für die Bindung bietet es sich an, den zweiten Verbund dabei geöffnet zu lassen, weil du ja von innen die Nadel durchziehen musst.
Jetzt wird der zweite Verbund an den ersten geheftet, indem du wieder von außen das Garn durch das vierte Loch fädelst. Beim zweiten Verbund starten wir unten. Dann ziehst du es von innen durch das dritte Loch, von außen durch das Zweite und von Innen durch das Erste. Wenn du am Ende angekommen bist, verknotest du dein Garn mit dem verknoteten Überstand vom ersten Verbund.
Die Reihenfolge der Löcher bei den geraden Verbunden (2, 4, 6, etc.) ist 4 – 3 – 2 – 1.
Löse die Foldbackklammern und klappe den zweiten Verbund zusammen. Im Anschluss wird der dritte Verbund gebunden. Auch hier wird wieder außen gestartet. Wenn du am Ende des dritten Verbunds angekommen bist, fädelst du das Garn mit der Nadel zwischen Verbund eins und zwei hindurch und verknotest es so mit dem “Garnsteg”.
Dann wird mit dem vierten Verbund angefangen. Du fädelst wieder von außen nach innen. Am Ende angekommen wird dein Garn mit dem Überstand vom ersten Verbund verknotet.
So arbeitest du dich durch deine Verbunde. Ich habe eine gerade Anzahl an Verbunden gewählt, wodurch ich am Ende mein Garn wieder mit dem Überstand vom Anfang verknoten konnte und so eine relativ stabile Bindung erhalten habe.
Übrigens: Du kennst sicherlich noch diese richtig alten, dicken Bücher, die in Leder gebunden wurden. Diese Bücher haben am Rücken erhabene Wülste. Oftmals wurden bei sehr hochwertigen Büchern die Wülste dann noch mit Blattgold, etc. hervorgehoben und zusätzlich noch geprägt.
Bei diesen Wülsten handelt es sich um Verstrebungen aus Schnüren, an denen man die einzelnen Verbunde festgenäht hat. Gerade dicke Bücher haben diese Schnüre erhalten um dem Buch und der Bindung mehr Stabilität zu verleihen. Die Fäden werden nicht (!) abgeschnitten, nur ein klein wenig gekürzt (auf eine Länge von 3-5cm).
Vielleicht werde ich irgendwann mal noch ein deutlich dickeres Buch als 96 Seiten binden, dann werde ich diese Anleitung ergänzen.
Schritt 3 – Das Kleben
Du brauchst:
- Foldbackklammern (Alternativ Schraubstock oder Schraubzwingen und zwei dünne Bretter)
- Buchbinderleim (Alternativ Holzleim)
- Lesebändchen
Mit den Foldbackklammern wird nun eine enge Kante gebildet. Hierzu musst du die Klammern so nah am Rand wie möglich platzieren. Dann kommt eine dünne Schicht Leim auf den so entstandenen Buchrücken. Da Buchbinderleim für meine wenigen Bindungen zu teuer ist, greife ich hier gern zu Ponal. Ponal ist ein PVA-Leim. D.h. er basiert auf PolyVinylAcetat. Die verleimten Flächen haften sehr stabil aneinander, behalten aber eine gewisse Flexibilität. Eine gute Alternative ist auch Weißleim. Ein Beispiel hier wäre der Bastelkleber von Uhu in der gelbpinknen Tube.
Du kannst mit dem Finger die Schicht Leim gleichmäßig über den Fäden verteilen. Achte darauf, dass die Knoten und die überstehenden Fäden gut benetzt sind und dann lasse deinen Buchblock trocknen.
Wenn du eine Pflanzenpresse hast, kannst du anstelle der Foldbackklammern den Buchblock auch in die Presse einspannen. Ich habe leider keine Ahnung, wo meine abgeblieben ist. Die Klammern tun es aber auch.
Sobald der Leim getrocknet ist, wird der Buchblock beschnitten. Dadurch erhältst du eine saubere Kante und die Seiten wirken nicht so unordentlich. In der Industrie macht das eine Schneidemaschine. Traditionell wurden die Seiten mit einem Hobel beschnitten. Da die wenigsten von uns das eine oder andere im Fundus haben werden, zeige ich dir, wie man den Buchblock mit Lineal und Rollschneider zurechtstutzt. Idealerweise verwendest du ein langes Lineal aus Metall mit gummierter Unterseite dafür und eine neue Klinge für den Rollschneider. Papier macht die Schneiden nämlich stumpf.
Nun legst du das Lineal so auf deinen Buchblock, dass du etwa 1-2mm abschneiden würdest. Mach das am Besten im Stehen, damit du dein Gewicht voll und ganz auf die Lineal-Hand stützen kannst. Somit verhinderst du, dass du beim Schneiden verrutschst. Anschließend wird mit dem Rollschneider exakt an der Linealkante entlanggefahren.
Jetzt kannst du ein Lesebändchen anbringen. Ich habe das Bändchen etwa drei Zentimeter + doppelte Buchhöhe gemacht. D.h. mein Buch ist ca. 15cm hoch. Somit ist das Bändchen 33cm lang.
Der Buchrücken wird erneut mit einer dünnen Schicht Leim überzogen und das Bändchen wird über die gesamte Länge des Rückens festgeklebt. Achte bitte darauf, dass das Bändchen OBEN übersteht und nicht unten.
Schritt 4 – Die Gaze
Im Fachjargon spricht man hier von sogenanntem Buchbinderleinen. Das ist eine Art dünner Stoff, der optisch einer Mullbinde ähnelt. Da wohl kaum einer Buchbinderleinen zu Hause haben wird, tut es für den Anfang auch ein sehr dünnes Stück Mull bzw. Gaze oder Alternativ auch ein dünnes Stück Baumwollwebware. Ich habe mich für Webware entschieden, da die am Dünnsten war und den stabilsten Eindruck hinterließ.
Der Stoffstreifen sollte ungefähr 2cm länger sein als dein Buchrücken und ungefähr 3cm breiter.
Da mein Büchlein ja nicht wirklich dick ist, ist mein Stoffstreifen etwa 3cm breit und knapp 18cm lang. Die Enden des Streifens werden soweit eingeschlagen, dass der fertige Streifen etwa 0,5cm kürzer ist, als das Buch hoch (in meinem Beispiel ist der Stoffstreifen nach dem Falten nur noch 14,5cm lang). Du solltest etwa 1,5cm pro Seite nach innen einschlagen.
Der Buchrücken wird wieder mit Leim eingeschmiert und dann mittig so auf dem Streifen platziert, das die nach innengeschlagenen Seiten am Buchrücken kleben. Achte darauf, dass links und rechts jeweils mindestens 1cm Stoff übersteht, der nicht festgeklebt werden darf. Diese “Flügel” verbinden später den Buchblock mit dem Einband!
Am besten legst du den Buchblock nun über Nacht beiseite und widmest dich deinem Einband. Dann kann der Buchrücken in Ruhe durchtrocknen.
Schritt 5 – Der Einband
Du brauchst:
- Graupappe
- Leim
- Bleistift
- Einschlagmaterial (Kunstleder, Papier, Stoff, etc.)
Hier ist es wichtig zu entscheiden, ob dein Einband später plan mit den Seiten sein soll, oder wie in meinem Fall ein wenig überstehen darf. Anhand dieser Entscheidung schneidest du deine Graupappe zu.
Ich möchte, dass mein Einband oben, unten und vorne ca. 2,5mm übersteht. Das heißt, ich schneide mir zwei Graupappeteile zu, die die Maße 15,5×10,85cm haben. Das dritte Teil wird der Buchrücken und hat die Maße von 15,5×0,5cm. Da mein Buchblock nur 0,5cm dick ist, darf der spätere Kartonrücken nicht breiter sein. Genaues arbeiten ist hier wichtig!
Achte nun bei deinem gewählten Material für den Einband darauf, dass du einen großzügigen Zuschnitt hast. Abschneiden geht immer, aber wenn du zu wenig Material hast, ist es mit ankleben wieder schwer.
Lege deine drei Kartonteile auf dein Material auf. Es ist wichtig, dass der zukünftige Buchrücken mit einem kleinen Abstand von jeweils ca. 5mm zwischen den zukünftigen Buchdeckeln liegt. Nun klebst du die Kartonteile gut auf deinem Material fest. Da ich Kunstleder gewählt habe, eignet sich der Weißleim sehr gut. Als Alternative ginge auch ein Lederkleber.
Achtung: Wenn du als Einband Papier gewählt hast, ist es wichtig, dass das Papier nicht zu dünn ist. Da wir mit flüssigem Klebstoff arbeiten, würde sich das Papier nur unschön wellen. Perfekt ist an dieser Stelle ein etwas dickerer Bastelkarton. Auch Stoff eignet sich hervorragend. Hier ist aber zu beachten, dass der Stoff nicht zu grobmaschig gewebt wurde, damit der Klebstoff nicht durch das Gewebe dringt.
Nun kannst du überschüssiges Material abschneiden. Achte darauf, dass du einen Rand von etwa 1,5cm stehen lässt. Wir wollen ja das Cover vernünftig einbinden. Nun wird der Karton in unser gewähltes Material eingeschlagen. Je nach gewählter Dicke gibt es hierfür zwei Möglichkeiten.
5.1 – Die Ecken abschneiden
Hierbei knickst du die Ränder nach innen um, faltest die Ecke heraus und markierst dir dann die Stoßkanten der Ränder. An dieser Markierung schneidest du die Ecken ab. Es ist wichtig, dass du nicht einfach drauflos schneidest, denn auf Grund der Graupappe und der Materialdicke könnte zu viel abgeschnitten werden. Danach klebst du die Ränder fest.
5.2 – Die Ecken einfalten
Wenn du relativ dünnes Material verwendest oder dir eine hochwertige Ecke lieber ist, kannst du die Ecke auch einfach einfalten. Hierbei wird – wie bei der ersten Variante – die Ecke umgeschlagen. Doch anstatt sie abzuschneiden, kleben wir sie direkt auf der Graupappe fest. Dann werden die Ränder darüber gefaltet und ebenfalls festgeklebt.
Lass nun sowohl den aus Schritt 4 beschriebenen Buchblock als auch den Einband über Nacht vollständig trocknen!
Schritt 6 – Die Hochzeit
Ok, eigentlich heißt das nur beim Autobau Hochzeit, aber hier trifft die Bezeichnung auch ganz gut. Immerhin wollen wir den Buchblock mit dem Einband verbinden und so hoffentlich ein Werk schaffen, das ein ganzes Bücherleben lang hält.
Bereite jetzt dein Vorsatzpapier vor. Es sollte exakt so hoch sein, wie deine erste Seite und doppelt so breit (quasi im A5-Format, miss aber lieber nochmal nach, immerhin haben wir den Buchblock ja beschnitten!). Das Vorsatzpapier trennt den Einband optisch vom Buchblock und wird eher selten beschriftet. Gleichzeitig ist dieses Papier aber ungemein wichtig um den Buchblock mit dem Einband so zu verbinden, dass das Buch weiter stabilisiert wird. Das Vorsatzpapier schützt die Schmutztitelseite und die letzte Seite deines Buchblocks.
Übrigens: Die beiden Hälften deines Vorsatzpapiers heißen Anpappblatt und Fliegendes Blatt. Das Anpappblatt wird auf den Buchdeckel geklebt und verdeckt somit die Verklebung von Einband und Buchbinderleinen. Das Fliegende Blatt wird nur etwa 0,5cm weit auf die erste und letzte Seite deines Buchblocks geklebt und liegt ansonsten lose auf.
Wichtig: Das Vorsatzpapier sollte sehr stabil sein (100-130g/m²), da auf den Falz bei der Buchverwendung eine sehr hohe Belastung kommt. Davon abgesehen kannst du das Vorsatzpapier gestalten wie du möchtest. Bei der gebundenen Belletristik hat das Vorsatzpapier meist dieselbe Farbe wie der Rest vom Buchblock. Früher hat der Buchbinder z.B. Karten benutzt oder marmoriertes Papier. das findet man heute nur noch bei extrem hochwertigen oder handgebundenen Büchern.
Jetzt wird der Buchrücken des Buchblocks wieder mit Ponal eingepinselt. Im Anschluss kleben wir den Buchblock auf den Rücken des Einbands. Achte bitte darauf, dass das Lesebändchen nach oben rausschaut und nicht nach unten.
Nun werden die Flügel auf die Buchdeckel geklebt. Du kannst hier ruhig großzügig sein. Aber bitte schließe das Buch nicht, bevor der Kleber nicht getrocknet ist. Da die Flügel ja aus dünner Gaze bestehen, würdest du dir die Buchdeckel an deinen Buchblock kleben. Das wollen wir nicht. Du kannst erst mit der einen Seite anfangen und da dann schon das Vorsatzpapier auf den Buchdeckel kleben. Somit verschwindet der Flügel zwischen Vorsatzpapier und Buchdeckel.
Um diesen Schritt so genau wie möglich zu machen, solltest du das Vorsatzpapier gefaltet (Muster liegt innen!) passgenau auf deinen Buchblock auflegen und dann den Buchdeckel schließen. Dadurch befindet sich das Anpappblatt schon genau dort, wo es hinsoll. Idealerweise hast du das Anpappblatt mit Klebstoff beschmiert und nicht den Buchdeckel. Das erlaubt genaueres Arbeiten.
Im Anschluss klebst du maximal etwa 0,5cm ab dem Falz vom Fliegenden Blatt an deinen Buchblock. Das wiederholst du nun auch beim rückwärtigen Vorsatzpapier.
Jetzt wird das Buch komplett geschlossen unter einen Stapel anderer Bücher (oder etwas anderes Schweres!) gelegt und darf eine Nacht komplett durchtrocknen. Wenn du verhindern möchtest, dass sich durch die Feuchtigkeit des Leims die erste und letzte Seite von deinem Buchblock wellen, solltest du zwischen Anpappblatt und Fliegendem Blatt ein Stück dünnen Karton (z.B. von einer Müslischachtel) legen.
Herzlichen Glückwunsch, dein Buch ist fertig!
Wenn du aber, so wie ich, deinem Buch noch einen besonderen Touch verleihen möchtest, kannst du zu guter Letzt noch Buchecken anbringen. Buchecken waren früher dafür da, die Ecken und Kanten von Büchern vor dem Anstoßen zu schützen. Vergleichbar mit den Metallschienen von Aktenordnern. Je hochwertiger das Buch und dessen Inhalt, desto eleganter, aufwändiger und pompöser waren die Buchecken.
Eine Buchecke besteht aus zwei Seiten: Die Dekorseite und die Einschlagseite. Die Dekorseite sieht man quasi nur von außen. Die Einschlagseite ist nur auf der Innenseite des Buchdeckels zu sehen. Achte beim Einschlagen deiner Buchecken darauf. Für die Buchecken gibt es spezielle Zangen, das geht aber auch mit jeder Universalzange oder einem Hammer. Ich rate dir allerdings dazu etwas Stoff zwischen Buchecke und Werkzeug zu legen, damit du dir deine Buchecke nicht ausversehen demolierst.
Die linke Buchecke zeigt die Einschlagseite. Die rechte Buchecke zeigt die Dekorseite. |
Nun bist du aber wirklich fertig mit deinem Buch!
Ich habe bei meinem Buch rotes Kunstleder gewählt, da ein Beschwerdebuch – laut Mister X – immer rot sein muss. Die liebe Zwergi-Mama gab mir dann noch den Tipp mit dem schwarzen Vorsatzpapier als harten Kontrast zu den weißen Seiten und dem roten Einband. Und wenn ich mich richtig erinnere, sind die Buchecken auch auf ihrem Mist gewachsen! Ich jedenfalls bin zufrieden.
In der Zeit, in der der Einband getrocknet hatte, habe ich mich bereits um die ersten Seiten gekümmert. Das Schmutztitelblatt habe ich in ganz alter Manier beschriftet, allerdings habe ich dann auf ein reines Titelblatt in Folge verzichtet und stattdessen eine Fotografie von Mister X und mir auf alt getrimmt. Das Bild hat dann noch ein Schutzpapier aus einem alten Fotoalbum bekommen. Die erste Seite hat bereits die ersten drei Einträge (mit Bleistift geschrieben) erhalten.
Wie findest du das Beschwerdebuch? Ich freue mich natürlich sehr, wenn du mir deine Ergebnisse, die du anhand dieser Anleitung erzielt hast, zeigen würdest!
Die Anleitung kannst du dir hier noch als PDF runterladen.
Download “Anleitung Buch binden” 2017_Occupatio-Anleitung_buchbinden.pdf – 947-mal heruntergeladen – 420,86 kB
Yeah! Yeah! Yeah! ?
Ist super geworden! Danke für diese tolle und detaillierte Anleitung! Ich werde ganz bestimmt mal selber testen! Scheint ja tatsächlich kein Hexenwerk zu sein! ??
Huhu Anja 🙂 Da bin ich wirklich mal gespannt, was du so zauberst 😀
Vielen Dank für diese Anleitung! Ich bin schon gespannt aufs Ausprobieren ?
[…] weiteres Interesse zum Thema Buchbinden gibt, gibt es hier noch ein […]