Testlabor #4: Langzeittest – Neurodermitis und Glas?

Schon als kleines Kind wurde mir Neurodermitis diagnostiziert. Im Lauf der Jahre kam dann noch eine weitere Hautkrankheit hinzu, aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.
Jeder Neurodermitis-Patient kennt das Problem: Egal welche Hautcreme man verwendet, früher oder später landet man wieder beim Cortison. Denn da es von Neurodermitis zweierlei Arten gibt, gibt es zumindest für die Letztere keine Heilung. Wer als Kind Neurodermitis hat, hat gute Chancen während der Pubertät gesund zu werden. Wem das aber verwehrt bleibt, muss sein Leben lang mit Cremes, Lotions, Masken, verschiedenen Behandlungen beim Hautarzt und eben auch Cortison zurecht kommen. Es ist ein langer Leidensprozess, da es eigentlich nichts gibt, was wirklich und dauerhaft hilft.

Schon als Kind habe ich mit meiner Mutter viele Hautärzte besucht, die mir alle möglichen Cremes zusammenmischten, mit dem immergleichen Ergebnis: Keins davon hilft. Als ich alt genug war, habe ich das Cortison eigenverantwortlich abgesetzt. Vielleicht fragst du dich jetzt, wie ich so blöd sein konnte, denn Cortison hilft doch. Ja, da hast du Recht. Aber die Nebenwirkungen bei Cortison sind echt abartig. Zum einen schwemmt Cortison den Körper auf. Man setzt Wasser an und wirkt aufgedunsen und ungesund. Bei einer äußerlichen Anwendung dünnt Cortison die Haut aus. D.h. die Haut wird sehr dünn, bis sie reißt. Das Ergebnis ist dann, dass man nichts mehr anfassen kann, weil die Fingerkuppen bis zum Fleisch offen sind. Schwimmen oder Baden gehen geht auch nicht mehr, weil das Chlor irrsinnige Schmerzen auslöst. Und es dauert ewig bis die feinen Risse in der Haut wieder verheilt sind. Von der Cortisonabhängigkeit mal ganz abgesehen. Jeder Arzt wird dir – wenn du ihn direkt danach fragst – ehrlich antworten, dass der Körper und vor allen Dingen die Haut süchtig nach Cortison werden. Das bedeutet dann, dass man immer höhere Dosen braucht, damit es wirkt. Ohne Cortison wird die Haut sofort trocken, fängt zu jucken an und es bilden sich offene Stellen (bei vielen Neurodermitikern sind diese Stellen in den Kniekehlen, Armbeugen, zwischen den Fingern und am Hals). Das ist die reinste Tortur.

Früher habe ich Cortison nur noch verwendet, wenn ich wieder extreme Stellen hatte und noch nicht mal mehr Kleidung tragen konnte, weil alles juckte und brannte. Cortison beruhigt nämlich auch die Haut, wodurch sie besser abheilen kann. Allerdings habe ich das Cortison gegen Zinksalbe getauscht. Hinterlässt zwar unschöne weißliche Flecken auf der Haut und der Kleidung, ist aber lange nicht so aggressiv wie Cortison.

Einige Jahre lang habe ich die eine oder andere Creme verwendet, die sehr gut geholfen hat bis ich von heute auf morgen wieder immun/resistent dagegen wurde. Dadurch ging der Creme-Marathon wieder von vorne los. Eine zeitlang habe ich dann ganz aufs Cremen verzichtet, was mir aber wieder die offenen Stellen zurückbrachte.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht doch noch auf meine zweite Hautkrankheit zu sprechen kommen: Ichthyosis vulgaris. Auch Fischschuppensyndrom genannt. In der leichten Form, wie ich sie habe, schuppt sich nur die Haut. Das ist nicht schön, aber im Großen und Ganzen auch nicht wirklich problematisch. Einziger negativer Faktor: Ich kann dadurch nicht schwitzen. Du denkst jetzt wahrscheinlich, dass ich damit das große Los gezogen habe, aber da muss ich dich enttäuschen.
Der Körper reguliert seine Temperatur in erster Linie durch das Schwitzen. Wenn es also im Sommer sehr heiß ist, dann tritt Schweiß aus, der den Körper kühlt. Da ich aber nicht schwitzen kann, sondern die Temperatur der Umgebung annehme, überhitze ich sehr schnell. Mein Körper fühlt sich im Sommer nicht kühl an, wie bei anderen, sondern glühend heiß – fast so als hätte ich Fieber. Wenn ich mich dann in einem kühlen Raum befinde, kühlt auch mein Körper ab. Dadurch bin ich im Hochsommer in klimatisierten Räumen die Einzige, die mit einem Pullover da sitzt.
Ein weiterer negativer Faktor ist die Behandlung. Jede Creme, die ich bislang zur Unterstützung der Schuppenbildung genommen habe, hat die Haut so verstopft, dass die Neurodermitis wieder auftrat. Wenn ich aber etwas genommen habe, was die Neurodermitisbildung unterstütze, konnte ich mir die Haut in 5DM-großen Flächen vom Körper ziehen – und ja, es ist so eklig, wie es klingt, auch wenn es absolut nicht weh tut und auch nicht kitzelt oder so. Vergleichbar mit einer dünnen Schicht getrocknetem Klebstoff auf den Fingerspitzen.

Nun hat der Apotheker unseres Vertrauens vor einigen Tagen Herrn Sidney eine Creme mitgegeben, die ein ziemliches Nischendasein führt: Sie soll sowohl gegen Neurodermitis als auch gegen Ichthyosis vulgaris helfen. Ich bin gespannt. Die Haut fühlt sich jedenfalls schon deutlich weicher an, auch wenn sie momentan noch extrem schuppt – allerdings lang nicht mehr diese großen Schuppenplatten sondern ganz fein und klein. Ich bin gespannt.

Am Samstag waren wir nach dem Schwimmen noch in Stuttgart. Wir schlenderten durch den Galeria Kaufhof. In der Kosmetikabteilung trafen wir auf deine Dame, die ebenfalls Neurodermitis-geplagt ist. Sie empfahl mir eine Kur in einer Hautklinik (worüber ich mich noch informieren möchte) und eine Umstellung auf Glas. Ich war zuerst etwas irritiert, aber sie erklärte mir, dass die Weichmacher im Plastik (beispielsweise PET-Flaschen, Tupperware, etc.) zwar völlig unbedenklich für gesunde Menschen sind, aber Neurodermitiker darunter noch mehr leiden, als sowieso schon.
Ich überschlug die letzten paar Jahre, dabei fiel mir folgendes auf:

2009 – ich trank relativ viel Tee, kaum Getränke aus Flaschen
2010 – mein Exfreund trank fast ausschließlich nur aus 1 1/2l-PET-Flaschen, als ich zu ihm zog, tat ich das dann zwangsläufig auch; die Neurodermitis verschlimmerte sich drastisch.
2011 – mein Mitbewohner und ich tranken Mineralwasser ausschließlich aus Glasflaschen, andere Getränke trank ich zu dieser Zeit aus Dosen; ich hatte kaum trockene Haut
2012 – Herr Sidney und ich tranken in der Anfangszeit Mineralwasser aus Glasflaschen, auf Grund des hohen Preisgefüges wechselten wir zum SodaStream mit PET-Flaschen; einige Wochen später verschlimmerte sich die Neurodermitis wieder (ich schob es auf den Stress)
2013 – seit Samstag sind wir nun im Besitz des SodaStream Crystal mit Glasflaschen.

Ich habe mir nämlich vorgenommen, dass ich diesen Test durchführen werde. Ich werde zum Großteil auf Kunststoffflaschen verzichten (dort, wo es eben möglich ist) und meine Getränke nur noch aus Aluminiumbehältnissen oder Glasflaschen zu mir nehmen. Wenn es wirklich etwas ändert, werde ich das in wenigen Wochen erleben und dann können vielleicht auch endlich wieder meine Cremes greifen und unterstützen.

Übrigens erfuhr ich dann auch noch, dass Neurodermitiker auf Tomaten verzichten sollten. DAS werde ich wohl kaum schaffen – ich LIEBE Tomaten.

Hast du irgendwelche Tipps/Ratschläge auf Lager? Bist du auch mit Neurodermitis geschlagen? Ich freu mich über Erfahrungsberichte!


 
 
 

6 Kommentare bei „Testlabor #4: Langzeittest – Neurodermitis und Glas?“

  1. Hi, spannender Selbstversuch. Aber Aluminium ist alles andere als unbedenklich und sollte wenigstens von Allergikern und Neurodermitikern gemieden werden. Glas und Email sind dagegen super. Wichtig ist wohl auch, auf Pfannen mit Beschichtung zu verzichten. Eine gute Freundin selbst an diversen Erkrankungen leidend, empfiehlt nicht nur, bei Kosmetik auf schädliche und schwermetallhaltige Produkte zu verzichten, sondern vor allem bei Töpfen, Pfannen und Besteck kritisch zu sein. Ich verfolge deinen Selbstversuch einfach mal weiter. Gut Glück. LG, Steffi

    1. Hallo Steffi,
      danke für einen Einwand, aber bislang habe ich in keiner Weise auf Alu oder Schwermetall reagiert. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das bei dem einen oder anderen Neurodermitiker tatsächlich kritisch sein kann.
      LG
      Sid

  2. Huhu Sidney,

    es gibt natürlich auch die Überlegung, inwieweit die Einlagerung von Schwermetallen und anderem Kram überhaupt erst Neurodermitis auslösen bzw. dafür verantwortlich sind.

    Letztlich kann man aber soviel aufpassen wie man will und doch nicht alles vermeiden. Es bleibt also unterm Strich nur, die naheliegendsten Auslöser zu meiden und gute Behandlungsformen zu finden.

    Bei mir brachte vor vielen Jahren Puva gute Erfolge, die auch heute noch anhalten. Beschwerden sind bis auf ein erträgliches Maß zurückgegangen. Das ist auch schon ein gewaltiger Erfolg.

    Ich drücke dir weiter die Daumen.

    LG, Steffi

    1. Hallo liebe Steffi,
      danke für deine aufbauenden Worte 🙂 Ich finde es toll, dass auch du eine Methode gefunden hast, die bei dir wirkt. Bei mir kommt leider zur Neurodermitis noch erschwerend die Ichthyosis vulgaris hinzu. Das ist die sogenannte Fischschuppenkrankheit, die dazu führt, dass die Schuppenbildung der Haut viel extremer von statten geht, als sowieso schon. Du kennst das ja, jeder Mensch schuppt sich, da sich die Haut erneuert. Allerdings sieht man das im Normalfall gar nicht. Bei Ichthyosis vulgaris ist das leider extrem. Ich habe zum Glück nur eine leichte Form davon, die man in meiner Kindheit irrtümlicherweise als Schuppenflechte bezeichnet hat.

      Das Problem bei Ichthyosis vulgaris in Verbindung mit Neurodermitis liegt darin begründet, dass die normalen Cremes und Lotions und Pflegemittelchen die eine Krankheit noch verstärken, während sie bei der anderen hilft. Nehmen wir als Beispiel eine Urea-haltige Creme. Die hat bei mir zwar den Juckreiz durch die Neurodermitis gelindert, hat aber dazu geführt, dass sich die Haut noch extremer geschuppt hat. Meine Haut kam mit dem Abschuppungsprozess gar nicht hinterher. Dann habe ich eine Creme von Avéne gehabt, die wunderbar gegen dieses extreme Hautschuppen geholfen hat, aber die Ekzembildung förderte. Prompt landete ich wieder beim Cortison. Erst als ich bei Lush anfing und die Sympathy for the Skin testete, merkte ich endlich eine Besserung. Mein Hautbild verbesserte sich zusehends und die Haut konnte sich beruhigen. Das half allerdings nur mit mindestens zweimaligem Eincremen am Tag. Und dann kam wieder die Problematik mit der Übersättigung. Meine Haut wurde irgendwann wieder resistent und der ganze Marathon fing wieder von vorn an.

      Mit Puva war ich bislang immer sehr vorsichtig, da ich noch unter einer Sonnenallergie leide und ich nicht weiß, wie ich auf die Bestrahlung reagieren würde. Zumal mir mein Hautarzt von diesen üblichen Kurzzeitsolariumgängen gegen Schuppenflechte abgeraten hat eben wegen der Sonnenallergie.

      Ja, das mit der Einlagerung der Schwermetalle ist mir nicht ganz unbekannt. Allerdings müsste das ja schon im Mutterleib vor mittlerweile 26 Jahren begonnen haben, weil ich ja mit diesen Hautkrankheiten zur Welt kam. Ich muss mich mal da nochmal schlau lesen inwiefern man das im Körper feststellen kann 😉

      Danke dir nochmal.
      LG
      Sid

  3. […] z.B. sehr wichtig, dass ich kein Cortisol mehr verwenden würde. In meinem Testbericht zum Thema Neurodermitis und Glas habe ich bereits beschrieben, wie ich von Hautarzt- und Apothekenprodukten zu Lush wechselte, wie […]

  4. Cornelia Scheidter sagt: Antworten

    Hallo Sidney, es gibt eine Teemischung zur Plastik Ausleitung. Er besteht aus Fenugreek/Bockshornklee, Königskerze, Olivenblättern und Zitronenmelisse. Das stammt aus dem Buch Mediale Medizin von Anthony William und ist super wirkungsvoll. Liebe Grüße, Conny

Kommentar verfassen