Ein Trauerspiel

Herr Sidney und ich wussten den ganzen Tag nichts mit uns anzufangen. Also entschlossen wir uns kurzerhand, dass wir zur Abwechslung mal in eine Nachmittagsvorstellung im Ufa gehen könnten. Wir entschieden uns dann kurzerhand für “Snowwhite and the Huntsman”, den ich sowieso schon eine zeitlang sehen wollte.

Ich ging mit einer gewaltigen Portion Skepsis in den Film, da Kristen Stewart die Rolle der Snowwhite inne haben sollte. Kristen Stewart – eine Möchtegernschauspielerin, die offenbar noch nie etwas von Mimik gehört hat. Da ich dem Boykott von Biss, Twilight und wie sie alle heißen, beigetreten bin, fiel es mir einigermaßen schwer, “Snowwhite and the Huntsman” anzuschauen.

Der Beginn des Films war interessant, nahezu episch. Schon von Anfang an hatte mich die Maske und das Bühnenbild in ihren Bann gezogen. Da sah man auch gern mal über den einen oder anderen Filmfehler hinweg. Charlize Theron in der Rolle der bösen Stiefmutter war eine Augenweide.
Leider nahm der Film rasch eine Wende, bei der ich nahezu die ganze Zeit am kritisieren war. Zu allererst die Wahl der Snowwhite. Wer zum Geier hat entschieden, dass Kristen Stewart die perfekte Besetzung sei? Ab der ersten Szene, in der sie auftritt, bis zum Schluss ist die Frau nur am Heulen. Hallo? Ich dachte, es geht hier um die Verfilmung eines Märchens. Hab ich was verpasst? Kristen, man kann auch andere Mimiken aufsetzen, außer heulen. Ab dem Moment reihten sich Filmfehler an Filmfehler. Es war das reinste Trauerspiel mit ansehen zu müssen, dass die Maske offenbar keinen Wert mehr darauf legte, eine Kontinuität zu wahren. So war das Kleid von Snowwhite mal zerrissen, mal nicht, mal hingen ihr die Schulterlappen auf den Oberarmen, dann war sie wieder richtig angezogen. Im einen Moment trug sie keine Beinkleider, im nächsten Moment hatte sie eine Lederhose und Stiefel unter ihrem Rock. Die wohl enttäuschendste Szene des Films war, als Snowwhite auf einem weißen Pferd ohne Sattel und Trense durch die Weiten des Landes galoppierte und man dennoch immer wieder sah, dass sie sich offensichtlich an Zügeln festhielt oder mit beiden Füßen in den Steigbügeln steckte.

Immer wieder fielen uns Parallelen zu bereits bestehenden Filmen – vor allem aber zu “der Herr der Ringe” und zu “Harry Potter” auf. So versuchte der Darsteller des Bruders der bösen Stiefmutter öfters wie Lucius Malfoy zu wirken, ohne aber dessen Arroganz und Eleganz zu treffen. Der Geist im Spiegel an der Wand glich eher einem Dementor, als einem in Gold gekleideten Geist und die Schlachten wirken sehr nach Herr der Ringe. Als Snowwhite auf einem weißen Pferd die endlosen Weiten zum dunklen Wald ritt, fühlt ich mich sehr an Arwen und Frodo erinnert, als Arwen versucht Frodo so schnell wie möglich vor den Ringgeistern zu bewahren und ihn in Sicherheit zu bringen. Im Feenland von “Snowwhite and the Huntsman” wurden wir mit Feen konfrontiert, die eher einer Mischung aus den Avatar im Film “Avatar” und Gollum glichen. Fehlte nur noch, dass die Feen anfingen “Mein Schatz!!” zu rufen.

Die größte Enttäuschung kam, als Snowwhite dem Waldgott begegnet. Ein Hirsch mit einem Baumgeweih. “Prinzessin Mononoke” lässt grüßen.

Nachdem ich dann angefangen hatte, über die gravierenden Ähnlichkeiten zu anderen Filmen hinwegzusehen und auch Kristen ihre Mimiklosigkeit verzieh, dachte ich darüber nach, ob der Film tatsächlich FSK 12 geeignet sei. Natürlich muss man bedenken, dass die Kids heutzutage einen Überschuss von Gewalt zu sehen bekommen, aber dennoch bin ich der Meinung, dass “Snowwhite and the Huntsman” eindeutig ein anderes Rating bekommen sollte. Denn eine Szene, in der die böse Stiefmutter mit einem Krallenring den Körper eines Vogels aufschlitzt, dessen Herz aufspießt und es dann isst, hat nichts in einem Film ab 12 zu suchen. Es fließt viel Blut.

Ein positives Gimmick ist der Huntsman. Er ist sowohl für Augen als auch für die Ohren eine Wohltat – endlich mal kein dauerndes Geflenne, auch wenn er sehr theatralisch über sein Vergangenheit philosophiert. Die Tatsache, dass Snowwhite von der Bösen Stiefmutter in Form ihres Kindheitsfreundes hinters Licht geführt wird, kommt viel zu kurz. Im Kampf gegen die böse Stiefmutter sieht Snowwhite eher aus wie Jeanne d’Arc.
Weiter fallen die Zwerge positiv ins Gewicht. Sind sie zu Beginn noch zu acht, so fällt im Lauf der Schlacht einer und es sind Märchengetreu wieder sieben. Auch wenn sie nicht hinter den sieben Wäldern und den sieben Hügeln hausen. Die Zwerge orientieren sich sehr an Herr der Ringe (Bergbau, Schmiedekunst, Heilkunst), was man ihnen aber verzeihen kann.

Im Großen und Ganzen bekommt der Film 2 1/2 von 5 möglichen Sternen. Das liegt primär an der Ähnlichkeit zu bereits bestehenden Filmen, an Kristen und ihre Heulorgie, sowie an der teils fehlenden Storyline. Die 2 1/2 Sterne sind für eine Charlize Theron in einer herausragenden Rolle der bösen Stiefmutter, für einen Chris Hemsworth in der Rolle des Huntsman, für eine gigantische Maske und ein noch besseres Bühnenbild – die Effekte waren übrigens grandios.

Allein deswegen würde ich den Film nochmal schauen, auch wenn ich Kristen Stewart ersetzt hätte.


 
 
 

2 Kommentare bei „Ein Trauerspiel“

Schreibe einen Kommentar